über Autismus

Ich schreibe über Autismus.

„Noch mehr Text zu diesem Thema Autismus? Wieso das denn? Es gibt doch schon so viele Berichte, Meinungen, Ansichten.“

Ich bin Autistin und das bereits seit meiner Geburt.

Außerdem habe ich das gleich vierfach in verschiedenen Ausdünnungsgraden an meine Kinder weitergegeben.

Es gibt gute Gründe weitere Einsichten und eigene Erlebnisse zu schildern und zu schreiben. Einer der wichtigsten ist, dass ich mich gerade selber noch in meinem Auseinandersetzungsprozess befinde. Wie viele erwachsene Autisten habe ich meine Diagnose erst spät erhalten. Obwohl ich natürlich immer autistisch gefühlt, empfunden und gedacht habe, war mir nicht bewusst, dass dies einen Namen hat.

Mit dieser Diagnose ändert sich natürlich nichts an meiner Person an sich.

Und dennoch ändert sich eigentlich alles.

Meine gesamte erlebte und erinnerte Vergangenheit, meine Gegenwart und meine Zukunft wird mit dem Tag dieser Diagnose nun immer im Zusammenhang meiner autistischen Wahrnehmung stehen und auch so von mir betrachtet werden.

Das hat unmittelbare Auswirkungen nachträglich auf alles was war, auf alles was ist und auf alles was sein wird.

Diese neue und ungewohnte Betrachtungen der aus dem Autismus entstehenden Defizite, aber auch meiner daraus resultierenden Fähigkeiten, werfen mich mitunter aus dem Gleichgewicht. Sie sind manchmal durchaus ernüchternd und deprimierend.

Ein großer Teil davon ist aber vor allem auch eine Chance und bietet mir die Rehabilitation meiner eigenen Unzulänglichkeiten. Die Versöhnung mit gemachten Erlebnissen in der Vergangenheit.

Darum möchte ich meine Gedanken, die ich in diesem stattfindenden Prozess zu diesem Thema habe festhalten.

Alles was ich zu sagen bzw. mitzuteilen habe, wird natürlich nur meine ganz persönliche Sichtweise sein, wie ich bezogen auf den Autismus die Welt und mich in dieser Welt sehe.

Am Ende werden wir ja sehen, ob es anderen Betroffenen hilft auch meine Innenansichten zu kennen. Ob es allgemein zur Information und weiteren Aufklärung dient und ob ich noch meiner jetzigen Meinung bin.

Nun ist es fertig geworden.
Und hineingeflossen sind die Verabeitungsprozesse der letzten 2 Jahre.
Es war eine gute Entscheidung zu schreiben.

b

Besucht doch auch mal unsere Website Autisten informieren

Sie ist eine Unterseite meiner Heilpraktikerschule. Ihr findet die aber auch Informationen zu unserer Peer Counseling Gruppe, die wir nun als kleines Team von Autisten seit 2017 sind.

18 Gedanken zu “über Autismus

  1. Regine,

    ich bin sehr froh, dass es noch mehr über Autismus zu lesen gibt!

    Da es in der Fachliteratur leider von Verallgemeinerungen nur so wimmelt und dadurch so viele Missverständnisse entstehen, ist es wichtig mehr Innen-Ansichten zu bekommen. Nur dadurch kann die Komplexidität verstanden werden!

    Ich freue mich schon jetzt, wieder von Dir zu lesen!

    Liebe Grüße
    Anita

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  2. Inwiefern ist das Asperger Syndrom denn vererbbar? Dazu findet man im Internet und in Fachbüchern so wenig. Das würde mich nur mal gerne interessieren. Mein Onkel hat auch das Asperger Syndrom und da würde ich gerne wissen ob es genetisch vererbbar ist und mit welcher wahrscheinlichkeit.
    LG
    lisa

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  3. Hallo Elisa,

    in dem Buch Anders sein von Kai Vogeley wird eindeutig Bezug auf Vererbung genommen. Er geht bei Geschwisterkindern von Autisten von einer Wahrscheinlichkeit zwischen 5 – 10% aus, dass das Geschwisterkind ebenfalls autistisch sein kann, aus. Bei eineiigen Zwillingen geht er von einer Chance von 90% aus.

    Nur ist eine Vielfalt von Genen im Verdacht und die Entschlüsselung ist noch lange nicht abgeschlossen.

    LG Anita

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    1. 🙂 …klein ist die Welt; oder das Netz.

      Spannend welche Verbindungen manchmal zwischen den vielen Menschen entstehen, musst Du mir dann demnächst mal bitte erzählen, wie diese nun zustande kam. 🙂

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  4. Deine Texte gefallen mir. V.a. Deine Geschichten aus der Kindheit und die Erklärungen wie Du die Bilder in Worte umsetzen musst. Neben den Nachteilen die es hat, kann ich mir Vorstellen dass es noch kreativ und schön ist mit so vielen Bildern und Filmen im Kopf zu denken. Solange man nicht schnell Kommunizieren muss hat das schon einige Vorteile gegenüber nur in abstrakten Worten zu denken. Vorallem ist dadurch die Merkfähigkeit um einiges erhöht. Dank Deinen Berichten kann ich mir besser Vorstellen wie diese Denkensweise ist und meinen Sohn auch etwas besser verstehen. Zeichnungen von Dir zu sehen fände ich auch ganz Spannend. Bringst Du denn das was Du im Kopf siehst auch wirklich so auf das Papier? Damit habe ich als neurotypisch viel Mühe. Wenn ich ein Bild oder eher eine Vision (da nicht ganz so scharf) im Kopf habe, dann kann ich dies nicht wirklich aufskizzieren.

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  5. Ja, es ist gut, dass Du schreibst.
    Mir, als Mama von einem kleinen frühkindlichen Autisten helfen Deine Texte ganz viel. Also so klein ist er ja gar nicht mehr, aber seine Welt ist manchmal jeden Tag neu für uns.
    Ich war jetzt ganz erstaunt, dass Du Autismus „weitergegeben“ hast. Ich habe fünf Kinder, nur Robert ist Autist. Wir sind eine riesige Familie von Papa-und Mamaseite her …. nur Robert ist Autist. Autismus ist sehr unterschiedlich.
    Ich freu mich immer, wenn Du postest
    viele Grüsse
    Elisabeth

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  6. Hallo, ich probiere es noch einmal. Ich bin 66 Jahre und habe vor zwei Wochen die Bestätigung erhalten, dass mein lebenslanges Verhalten auf das Asperger-Syndrom zurückzuführen ist. Seit zwei Jahren besteht der Verdacht und wurde erst mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung abgetan, damit ich Ruhe gebe. Nun suche ich nach Frauen, denen es ebenfalls erst so spät bestätigt wurde und vor allem nach Austauschmöglichkeiten.

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